Können Fotos heilsam sein?
Ja, das können sie. Ich habe selbst eine ganze Weile gebraucht, um das zu verstehen und bin noch heute erfüllt von Staunen und Dankbarkeit, wenn ich sehe, was das Fotografiert-Werden und die Bilder auslösen können.
Die Frauen, die ich fotografieren darf, stehen oft an einem Wendepunkt im Leben. Viele von ihnen tragen tiefe Narben. Sie haben Geschichten, die niemand im Alltag erkennen würde. Sie gehen durch eine Depression, begleiten einen erkrankten Partner, haben einen geliebten Menschen verloren oder erleben gerade eine schmerzhafte Scheidung. Oft begleitet sie das Gefühl sich selbst irgendwo auf dem Weg verloren zu haben. Dennoch stehen sie aufrecht und blicken nach vorn. Sie sind da, für die Menschen, die ihnen lieb und wichtig sind – und bleiben meist mit ihrem eigenen Schmerz im Verborgenen.
Bei meinen Shootings schenke ich dir meine gesamte Aufmerksamkeit und bin ganz und gar bei dir. Mein ‚Fokus’ liegt nur auf dir. Ich sehe dich, ich nehme dich an, ich wertschätze dich als die Persönlichkeit, die du bist.
Meine eigene Lebensgeschichte hat mich an einen Punkt gebracht, an dem ich Menschen nur noch mit großer Akzeptanz und liebevoller Wertschätzung begegnen kann und will. Bei mir bist du in Sicherheit, ich schaffe für dich einen bewertungsfreien Ort, an dem du einfach du sein darfst. Auch wenn ich selbst nicht genau benennen kann, was es ist, was da während meiner Shootings geschieht, kann ich doch sagen, dass es auf jeden Fall etwas mit großer Verbundenheit zu tun hat. Damit, mit einem anderen Menschen zu fühlen. Ihn zu sehen und selbst sichtbar zu sein, anzunehmen und angenommen zu sein.
Es entstehen heilsame und kunstvolle Bilder, auf denen sich die Frauen mit ihrem ganzen Selbst wieder neu entdecken können.
Während unseres Shootings nehme ich mir alle Zeit und gebe dir nur soviel Anleitung wie gerade nötig ist. Es ist mir sehr wichtig, dass wir gemeinsam in unseren Rhythmus finden können. Jede Frau hat ein anderes Tempo. Manche fassen schnell Vertrauen, andere brauchen länger, um sich fallenzulassen und alte Glaubenssätze wie ‚ich bin gar nicht fotogen’ loszulassen. Bei mir gibt es kein gekünsteltes Lächeln in die Kamera und auch kein ewig langes Halten von irgendwelchen Posen. Alles was während des Shootings passiert, soll sich natürlich und gut anfühlen. Es ist ok, wenn du lachst, es ist ok, wenn du ernst bist, es ist ok, wenn du in die Kamera guckst, es ist genauso ok, das nicht zu tuen. Du bist ok so wie du bist.
So entfaltet sich das Shooting allmählich im Zusammenspiel zwischen dir vor meiner Kamera und mir als wertschätzender und ruhiger Beobachterin.
Gemeinsam gehen wir durch Wald und Feld, entdecken schöne Orte, genießen die Natur, lernen uns kennen und nähern uns dabei spielerisch und entspannt unseren Bildern an.
Der Augenblick, in dem du schließlich loslässt und dich mit deinem ganzen wunderbaren Sein zeigst, ist für mich das größte Geschenk! Dieses Leuchten mit der Kamera festzuhalten, ist die wunderbarste Aufgabe, die ich mir vorstellen kann. Ich bewahre diesen Moment in meinen Bildern für dich. Damit du ihn immer wieder sehen kannst und er dir in stürmischen Zeiten Sicherheit und Selbstvertrauen gibt.